941.202Einheiten-Verordnung
vom 23. November 1994
Der Schweizerische Bundesrat,
gestützt auf die Artikel 2 Absatz 2, 4–7 und 27 des Bundesgesetzes vom 9. Juni 19771 über das Messwesen,
verordnet:
1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen
Art. 1 Gegenstand
Diese Verordnung regelt:
a. die Benennungen und Definitionen der gesetzlichen Masseinheiten (Einhei ten) und ihrer Vielfachen und Teile;
b. die Verwendung dieser Benennungen;
c. die Verantwortlichkeiten für die Bereitstellung und die Weitergabe der Ein heiten.
Art. 2 Benennung von Einheiten 1 Einheiten sowie deren Vielfache und Teile sind mit den in dieser Verordnung dafür vorgesehenen Namen und Zeichen zu benennen. 2 Physikalische Grössen, denen diese Verordnung keine spezielle Einheit zuordnet, sind durch Potenzprodukte aus Einheiten, welche diese Verordnung vorsieht, darzu stellen. Für diese Potenzprodukte gilt ihr algebraischer Ausdruck als Benennung. 3 Soweit in Schreibsystemen vorgeschriebene Zeichen für Einheiten fehlen, dürfen diese Einheiten nach der Internationalen Norm ISO 2955, 19832 dargestellt werden. 4 Die Verwendung des Buchstabens «l» in Einheitenzeichen (Liter: l, Lumen: lm, Lux: lx) darf zu keiner Verwechslung mit der Ziffer «eins» führen.
AS 1994 3109 1 SR 941.20 2 ISO 2955-1983(F) «Représentation des unités du Système international et d’autres unités
dans des systèmes comprenant des jeux de caractères limités». Die Norm kann beim Bun desamt für Metrologie und Akkreditierung eingesehen werden (Art. 4a der Publikations verordnung vom 15. Juni 1998 - SR 170.512.1).
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2. Abschnitt: Die Basiseinheiten des Internationalen Einheitensystems (SI)
Art. 3 Länge
Der Meter (m) ist die Länge der Strecke, die Licht im Vakuum während der Dauer 1/299 792 458 Sekunde zurücklegt.
Art. 4 Masse
Das Kilogramm (kg) ist gleich der Masse des Internationalen Kilogrammprototyps.
Art. 5 Zeit
Die Sekunde (s) ist das 9 192 631 770fache der Periodendauer der dem Übergang zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustands von Atomen des Nuklids 133Cs entsprechenden Strahlung.
Art. 6 Elektrische Stromstärke
Das Ampere (A) ist die Stärke eines zeitlich unveränderlichen elektrischen Stromes, der, durch zwei im Vakuum parallel im Abstand 1 Meter voneinander angeordnete, geradlinige, unendlich lange Leiter von vernachlässigbar kleinem, kreisförmigem Querschnitt fliessend, zwischen diesen Leitern je 1 Meter Leiterlänge die Kraft 2 · 10–7 Newton hervorrufen würde.
Art. 7 Temperatur 1 Das Kelvin (K) ist der 273,16te Teil der thermodynamischen Temperatur des Tri pelpunktes des Wassers. 2 Die Temperatur darf auch in Grad Celsius (°C) angegeben werden. Die Celsius- Temperatur ist gleich der entsprechenden thermodynamischen Temperatur in Kelvin abzüglich 273,15. Die Einheit Grad Celsius ist gleich der Einheit Kelvin. 3 Differenztemperaturen dürfen in Kelvin oder Grad Celsius ausgedrückt werden.
Art. 8 Stoffmenge 1 Das Mol (mol) ist die Stoffmenge eines Systems, das aus ebensoviel Einzelteilchen besteht, wie Atome in 0,012 Kilogramm des Nuklids 12C enthalten sind. 2 Bei Verwendung des Mol müssen die Einzelteilchen des Systems spezifiziert sein; es können Atome, Moleküle, Ionen, Elektronen sowie andere Teilchen oder Gruppen solcher Teilchen genau angegebener Zusammensetzung sein.
Art. 9 Lichtstärke
Die Candela (cd) ist die Lichtstärke einer Strahlungsquelle, welche monochromati sche Strahlung der Frequenz 540 · 1012 Hertz in eine bestimmte Richtung aussendet, in der die Strahlstärke l/683 Watt pro Steradiant beträgt.
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3. Abschnitt: Ergänzende SI-Einheiten
Art. 10 Ebener Winkel
Der Radiant (rad) ist der ebene Winkel (Winkel) zwischen zwei Radien eines Krei ses, die aus dem Kreisumfang einen Bogen der Länge des Radius ausschneiden.
Art. 11 Räumlicher Winkel
Der Steradiant (sr) ist der räumliche Winkel (Raumwinkel), dessen Scheitelpunkt im Mittelpunkt einer Kugel liegt und der aus der Kugeloberfläche eine Fläche gleich der eines Quadrats von der Seitenlänge des Kugelradius ausschneidet.
4. Abschnitt: Abgeleitete SI-Einheiten
Art. 12 Definition und Darstellung abgeleiteter SI-Einheiten 1 Abgeleitete SI-Einheiten sind aus den SI-Basiseinheiten und den ergänzenden SI- Einheiten kohärent abgeleitete Einheiten. 2 Sie werden in der Form von Potenzprodukten aus den SI-Basiseinheiten und den ergänzenden SI-Einheiten mit dem Zahlenfaktor 1 dargestellt.
Art. 13 Besondere Benennungen für abgeleitete SI-Einheiten
Folgende abgeleitete SI-Einheiten tragen besondere Namen und Zeichen:
Grösse Einheitenname Einheiten in anderen in SI-Basiseinheiten zeichen SI-Einheiten
Frequenz Hertz Hz s–1
Kraft Newton N m · kg · s–2
Druck, mechanische Spannung Pascal Pa N · m–2 m–1 · kg · s–2
Energie, Arbeit, Wärmemenge Joule J N ·m m2 · kg · s–2
Leistung, Energiefluss Watt W J · s–1 m2 · kg · s–3
Elektrizitätsmenge, elektrische Ladung Coulomb C s · A
Elektrische Spannung, elektrische Potentialdiffe renz, elektromotorische Kraft Volt V W · A–1 m2 · kg · s–3 · A–1
Elektrischer Wider- stand Ohm Ω V · A–1 m2 · kg · s–3 · A–2
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Grösse Einheitenname Einheiten in anderen in SI-Basiseinheiten zeichen SI-Einheiten
Leitwert Siemens S A · V–1 m–2 · kg–1 · s3 · A2
Kapazität Farad F C · V–1 m–2 · kg–1 · s4 · A2
Magnetischer Fluss Weber Wb V ·s m2 · kg · s–2 · A–1
Magnetische Fluss dichte Tesla T Wb · m–2 kg · s–2 · A–1
Induktivität Henry H Wb · A–1 m2 · kg · s–2 · A–2
Lichtstrom Lumen lm cd · sr
Beleuchtungsstärke Lux lx lm · m–2 m–2 · cd · sr
Aktivität (ionisierende Strahlung) Becquerel Bq s–1
Energiedosis Gray Gy J . kg–1 m2 · s–2
Äquivalentdosis Sievert Sv J . kg–1 m2 · s–2
5. Abschnitt: Vielfache und Teile von SI-Einheiten als selbständige Einheiten mit besonderen Benennungen
Art. 14 Einheiten in Form von dezimalen Vielfachen oder Teilen von SI- Einheiten
Folgende dezimale Vielfache und Teile von SI-Einheiten können mit besonderen Namen und Zeichen als selbständige Einheiten verwendet werden:
Grösse Einheitenname Einheitenzeichen Beziehung zu SI-Einheiten
Volumen Liter l oder L 1 l = 1 dm3 = 10–3 m3
Masse
Druck, mechanische Spannung
Tonne
Bar
t
bar
1 t = 1 Mg = 103 kg
1 bar = 105 Pa
Art. 15 Einheiten in Form von nichtdezimalen Vielfachen oder Teilen von SI-Einheiten
Folgende nichtdezimale Vielfache und Teile von SI-Einheiten können mit besonde ren Namen und Zeichen als selbständige Einheiten verwendet werden:
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Grösse Einheitenname Einheitenzeichen Beziehung zu SI-Einheiten
Winkel Vollwinkel 1 Vollwinkel = 2π rad Neugrad, Gon gon 1 gon = (π/200) rad Grad ° 1° = (π/180) rad (Winkel-) Minute ′ 1′ = (π/10 800) rad (Winkel-) Sekunde ″ 1″ = (π/648 000) rad
Zeit Minute min 1 min = 60 s Stunde h 1 h = 3600 s Tag d 1 d = 86 400 s
6. Abschnitt: Einheiten, die unabhängig von den SI-Basiseinheiten definiert sind
Art. 16 Atomare Masseneinheit
Die atomare Masseneinheit (u) ist der zwölfte Teil der Masse eines Atoms des Nu klids 12C. 1 u ≈ 1,660 540 2 · 10–27 kg
Art. 17 Elektronvolt
Das Elektronvolt (eV) ist die Energie, die ein Elektron beim Durchlaufen einer Po tentialdifferenz von einem Volt im Vakuum gewinnt. 1 eV ≈ 1,602 177 33 · 10–19 J
7. Abschnitt: Einheiten, die nur in speziellen Anwendungsbereichen zugelassen sind
Art. 18
Folgende Einheiten dürfen nur für spezielle Grössen verwendet werden:
Grösse Einheitenname Einheiten- Beziehung zu SI-Einheiten zeichen
Brechkraft optischer Systeme Dioptrie 1 Dioptrie = 1 m–1
Masse von Edelsteinen metrisches Karat ct 1 ct = 2 · 10–4 kg
Fläche von Grundstücken und Flurstücken Are a 1 a = 102 m2
Hektare ha 1 ha = 104 m2
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Grösse Einheitenname Einheiten- Beziehung zu SI-Einheiten zeichen
Längenbezogene Masse von textilen Fasern und Garnen Tex tex 1 tex = 1 g · km–1
Blutdruck und Druck anderer Körperflüssigkeiten Millimeter
Quecksilber säule mmHg 1 mmHg = 133,322 Pa3
Wirkungsquerschnitt in der Teilchen- und Kernphysik Barn b 1 b = 10–28 m2
Wechselstrom- Scheinleistung Voltampere VA 1 VA = 1 m2 · kg · s–3
Wechselstrom- Blindleistung Var var 1 var = 1 m2 · kg · s–3
Schalldruckpegel Dezibel dB Schalldruckpegel [dB] = 20 lg (Schalldruck [µPa] / 20 µPa)
8. Abschnitt: Bildung von dezimalen Vielfachen und Teilen der Einheiten
Art. 19 SI-Vorsätze 1 Dezimale Vielfache und Teile einer Einheit können durch Vorsetzen von speziellen Ausdrücken, den SI-Vorsätzen (Vorsätze), vor die Benennung der Einheit gebildet werden. 2 Den Namen und Zeichen der Vorsätze sind folgende Vervielfachungs- beziehungs weise Teilfaktoren zugeordnet:
Vorsatzname Vorsatzzeichen Faktor Vorsatzname Vorsatzzeichen Faktor
Yotta Y 1024 Dezi d 10–1 Zetta Z 1021 Zenti c 10–2 Exa E 1018 Milli m 10–3 Peta P 1015 Mikro µ 10–6 Tera T 1012 Nano n 10–9 Giga G 109 Piko p 10–12 Mega M 106 Femto f 10–15 Kilo k 103 Atto a 10–18 Hekto h 102 Zepto z 10–21 Deka da 101 Yokto y 10–24
3 Gerundeter Zahlenwert aus 13,5951 · 9,80665
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3 Das Vorsetzen eines Vorsatzes vor eine Einheit entspricht der Multiplikation der Einheit mit dem zugeordneten Faktor.
Art. 20 Allgemeine Vorschriften für die Verwendung der Vorsätze 1 Vorsatznamen dürfen nur zusammen mit Einheitennamen, Vorsatzzeichen nur zu sammen mit Einheitenzeichen verwendet werden. 2 Der Vorsatzname ist ohne Zwischenraum vor den Namen der Einheit und entspre chend das Vorsatzzeichen vor das Einheitenzeichen zu setzen. 3 Vorsätze dürfen nicht aneinandergereiht werden. Beispiel: anstelle von «µµF» ist «pF» zu setzen. 4 Zur Bezeichnung von dezimalen Vielfachen und Teilen von abgeleiteten Einheiten, welche aus einem Quotienten bestehen, darf ein Vorsatz im Zähler, im Nenner oder auch in beiden Teilen des Quotienten verwendet werden. Beispiele: 1 kA/cm2, 1 hPa/km. 5 Potenzexponenten beziehen sich auf die ganze Zeichenkombination. Beispiele: 1 km3 = (103 m)3 = 109 m3
1 cm–1 = (10–2 m)–1 = 102 m–1 1 mm2/s = (10–3 m)2/s = 10–6 m2/s.
Art. 21 Spezielle Vorschriften für die Verwendung der Vorsätze 1 Die Anwendung der Vorsätze ist nicht zulässig auf:
– die 360°-Winkelteilung (Art. 15);
– die Minute, die Stunde und den Tag (Art. 15);
– die Dioptrie (Art. 18);
– das metrische Karat (Art. 18);
– die Are und Hektare (Art. 18);
– den Millimeter Quecksilbersäule (Art. 18);
– das Dezibel (Art. 18). 2 Die Benennungen der dezimalen Vielfachen und Teile der Einheit Masse werden durch Hinzufügen der Vorsatznamen vor den Namen «gramm» oder der Vorsatzzei chen vor das Zeichen «g» gebildet. Beispiel: Milligramm, mg.
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9. Abschnitt: Bereitstellung und Weitergabe der Einheiten
Art. 22 1 Das Bundesamt für Metrologie und Akkreditierung4 stellt genügend genaue Ein heiten bereit und sorgt für deren Weitergabe. 2 Die bereitzustellenden Einheiten werden im Bundesamt für Metrologie und Akkre ditierung oder in den von ihm bezeichneten Stellen entweder anhand ihrer Definitio nen verwirklicht oder aus den Eigenschaften von dort aufbewahrten Massverkörpe rungen oder Bezugsmaterialien hergeleitet. 3 Die verwirklichten Einheiten, die aufbewahrten Massverkörperungen und die Be zugsmaterialien werden vom Bundesamt für Metrologie und Akkreditierung in zweckmässigen zeitlichen Abständen mit denen anderer Institutionen verglichen. Vorrangig sollen dabei nationale oder internationale Metrologielaboratorien gewählt werden, welche die entsprechenden Einheiten anhand ihrer Definitionen verwirkli chen.
10. Abschnitt: Schlussbestimmungen
Art. 23 Aufhebung bisherigen Rechts
Die Einheiten-Verordnung vom 23. November 19775 wird aufgehoben.
Art. 24 Übergangsbestimmungen 1 Die Verwendung der Einheiten nach bisherigem Recht, welche in dieser Verord nung nicht mehr vorgesehen sind, ist noch bis zum 31. Dezember 1996 zulässig. Für die Umrechnung der alten in die neuen Einheiten gilt der Anhang. 2 Messmittel, die vor dem 31. Dezember 1996 geeicht werden, müssen dieser Ver ordnung erst nach Ablauf ihrer Nacheichfrist entsprechen.
Art. 25 Inkrafttreten
Diese Verordnung tritt am 1. Januar 1995 in Kraft.
4 Die Bezeichnung der Verwaltungseinheit wurde gemäss Art. 4a der Publikations verordnung vom 15. Juni 1998 (SR 170.512.1) angepasst. Die Anpassung wurde im ganzen Text vorgenommen.
5 [AS 1977 2405, 1981 634, 1984 1529]
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Anhang (Art. 24 Abs. 1)
Umrechnung der alten in die neuen Einheiten
alte Einheit Umrechnung neue Einheit
Name Zeichen Name Zeichen
Curie Ci 1 Ci = 37 · 109 Bq Becquerel Bq Rad rd 1 rd = 0,01 Gy Gray Gy Rem rem 1 rem = 0,01 Sv Sievert Sv Röntgen R 1 R = 258 · 10–6 C/kg C/kg C/kg rechter Winkel 1 rechter Winkel = (π/2) rad Radiant rad
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